Engineering am Computer
Schon in der Schule war Alexandra Ion vielseitig interessiert: Sport, Geschichte, Englisch, Mathe und Physik konnten sie wirklich begeistern, Biologie und Chemie eher weniger.
Als Studiengang suchte sie sich Software Engineering mit Schwerpunkt auf interaktiven Medien aus und beschäftigte sich dabei vor allem mit Mensch-Maschine-Interaktion, Computer Graphics, Computer Vision und Software Design. „So vielseitig wie ich“, findet Ion.
Nach dem Studium arbeitete sie ein paar Monate als Software-Entwicklerin, bevor sie in die Forschung ging. Am Hasso-Plattner-Institut entwickelte sie sogenannte Metamaterialien, die mechanische Funktionen haben. Die funktionalen Bauteile werden im 3D-Drucker erstellt und können beispielsweise als Türklinke oder Zange in einem Stück dienen.
„In der Forschung gibt es keine klare Aufgabenstellung, die muss man erst finden. Professor Baudisch und ich fanden das neue Forschungsgebiet der Metamaterialien spannend und fingen an zu experimentieren. Dabei haben wir die Metamaterialien nicht als Material, sondern als Maschine betrachtet“, so Ion.
Rückschläge gehören dazu: „Der Forschungsprozess bedeutet, Neues und Unbekanntes auszuprobieren und rauszufinden, ob die Richtung Potenzial hat. Wenn nicht, muss man andere Richtungen einschlagen. Rückschläge sind quasi inklusive.“
Am meisten Spaß macht ihr das Austüfteln der Strukturen, die dann eine bestimmte Bewegung ergeben sollen. Am wenigsten Spaß macht: „Auch das Tüfteln der Zellstrukturen, wenn es nicht funktioniert.“
Die Arbeit ist sehr vielfältig: „In der Forschung macht man alles quer durch die Bank. Von der Idee zum ersten Test, zum Design bis zur Umsetzung. Oft habe ich schon im Zug neue Strukturen auf Papier skizziert, um neue Mechanismen umzusetzen. Dann habe ich diese Strukturen in Illustrator gezeichnet und mit unserem Lasercutter aus Moosgummi geschnitten, um schnell festzustellen, ob das Zelldesign richtig war. Wenn ja, habe ich die Strukturen in der finalen Größe für den 3D-Drucker vorbereitet.“
Auch die Kolleginnen und Kollegen im Labor werden hinzugezogen. Ein Mechatroniker trägt Ideen zur Mechanik der Zellstrukturen bei. Die Software wiederum wurde größtenteils von einem Informatikstudenten umgesetzt.
Eigenständiges Arbeiten und die Übernahme verschiedener Rollen sind in der Forschung ein Muss. Der Vorteil: „Es ist sehr vielseitig und sehr, sehr spannend. Man hat die einzigartige Möglichkeit, die Zukunft von uns allen aktiv mitzugestalten, indem man neue Technologien entwickelt!“
Inzwischen hat Alexandra Ion ihre Promotion abgeschlossen und forscht als Postdoktorandin am Interactive Geometry Lab der ETH Zürich.