Generalisten und Trend-Scouts
Mathematik, Naturwissenschaft und Technik standen schon in der Schule bei Ediz Herkert hoch im Kurs. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Physik-Studium.
Dabei erwies sich vor allem das Grundstudium durchaus als harte Nuss: „Die ersten vier Semester waren sehr theorielastig und eine große Herausforderung. Der harte Physik-Bachelor hat sich aber definitiv gelohnt, weil er einen das analytische Denken lehrt. Und das wird einem in allen Bereichen der Industrie hoch angerechnet. Wenn man neben dem Studium noch praktische Erfahrungen in der Industrie sammelt, hat man später definitiv gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Das reicht von der industriellen Entwicklung über die Finanzbranche bis hin zum Patentrecht. Und all das, ohne sich die Türen zur universitären Forschung zu verschließen.“
Nach dem Bachelor wechselte er in den Master-Studiengang Photonic Engineering und beschäftigt sich dort mit der Anwendung von optischen Verfahren und Technologien für verschiedene Bereiche wie zum Beispiel bei optischen Prozessoren und Sensoren.
Neben dem Masterstudium arbeitet der Physiker unter anderem als Hilfswissenschaftler am 4. Physikalischen Institut der Universität Stuttgart.
So kam er zum Projekt NANOGAS, das ein optisches Messverfahren für einen Gassensor für Wasserstoff entwickelt. Da Wasserstoff ein umweltfreundlicher Energieträger, aber leicht entzündlich und im Gemisch mit Luft explosiv ist, verbessert der Sensor dessen Handhabung. Die Sensoreinheit kommt ohne Elektronik aus, sodass Wasserstoff entdeckt werden kann, ohne dass es zu gefährlichem Funkenschlag kommt. Herzstück sind winzige Palladium-Plättchen. Bindet sich daran Wasserstoff, verändert sich das Reflexionsverhalten dieser „Nanoantennen“. Die Resonanzverschiebung im optischen Spektrum kann dann gemessen und so selbst kleinste Mengen an austretendem Wasserstoff entdeckt werden.
Um ein geeignetes Messprinzip mit verlässlichen Ergebnissen und geeignete Materialien für den optischen Sensor zu finden, musste Ediz Herkert Proben herstellen, die Messergebnisse validieren, die Sensorstabilität unter verschiedenen Umwelteinflüssen untersuchen oder verschiedener Prozesse im Sensor simulieren. Rückschläge blieben dabei nicht aus: „Es gab immer mal wieder kleinere Misserfolge, bei denen wochenlang geplante und sehr aufwendige Messungen nicht funktioniert haben oder sogar abgebrochen werden mussten.“
Kein Grund aufzugeben: „Es macht dann umso mehr Spaß, unter dem Elektronenmikroskop zu sehen, dass alles wie gewünscht aussieht.“
Warum empfiehlt er das Physikstudium? „Kaum ein Studiengang gibt Studenten einen Überblick über so viele Bereiche aus der Technik und den Naturwissenschaften und bildet zusätzlich auf höchstem mathematischen Niveau aus. Als Physiker forscht man außerdem an Fragestellungen, die im Alltag erst in einigen Jahren eine Rolle spielen könnten. Das ermöglicht frühe Einblicke in kommende Technologietrends.“