Allrounder in der Medizintechnik
Französisch und Latein bereiteten Thilo Krüger in der Schule Kopfzerbrechen. Chemie, Biologie, Erdkunde und Geschichte dagegen kaum. Nach dem Abitur studierte er technische Kybernetik und sattelte anschließend einen Doktor in biomedizinischer Technik obendrauf. Technische Kybernetik beschäftigt sich mit der Modellierung, Simulation und Regelung technischer Systeme.
Schon im Studium interessierten Krüger Regelungs- und Mikrosystemtechnik ebenso wie biomedizinische Technologien. Vor allem neuroelektronische Schnittstellen, also Schnittstellen zwischen dem menschlichen Nervensystem und Elektroden, und Prothesen hatten es ihm angetan. Nicht zuletzt, weil er bei der Erstellung einer Handprothese mitarbeiten durfte: „Ich habe in allen Bereichen mitgewirkt, sowohl in der Ansteuerung der Prothese und in der Herstellung der Elektroden als auch bei den notwendigen elektronischen Geräten. Sogar die Software habe ich teilweise bearbeitet.“
Krügers Fazit nach dem Studium: „Technische Kybernetik ist sehr schwer, hat aber im Zusammenhang viel geholfen.“
Nach der Doktorarbeit in biomedizinischer Technik zog es Krüger in die freie Wirtschaft. Heute leitet er den Bereich Forschung & Entwicklung der inomed Medizintechnik GmbH. Dort koordiniert er ein Projekt zur Stimulation des Hörnervs in der Hörschnecke, der Cochlea, mit Licht anstelle von Strom. „Damit soll tauben Menschen die Möglichkeit gegeben werden, auch Musik zu genießen und nicht nur Sprache zu verstehen, wie es heutzutage möglich ist.“ Durch die Stimulation mit Licht können mehr Abschnitte des Hörnervs präzise angesteuert werden. Das sorgt für ein natürlicheres Hörerlebnis.
Das Projekt ist nicht nur durch die Kombination aus medizinischer Anwendung und technischer Realisierung anspruchsvoll, sondern auch „da der Fachjargon unterschiedlich ist“.
Gleichzeitig brennen alle Partner disziplinübergreifend für das Projekt. Biomedizinische Techniker arbeiten mit Mikrosystemtechnikern und Medizinern zusammen. Besonders schön ist „der Teamgedanke, der bei einem sehr eng zusammenarbeitenden und institutionell übergreifenden Konsortium entsteht. Die gemeinsame Herangehensweise für die Lösung eines Problems, das für einen Partner alleine nicht machbar wäre.“
Krüger ist mit seinem Berufsweg voll und ganz zufrieden. Als wichtige Voraussetzungen für das Studium der technischen Kybernetik sieht er: „Technisches Verständnis und Interesse. Keine Scheu vor interdisziplinären Themen, um die Verbindung von mehreren Bereichen zu ermöglichen. Das Studium ist sehr abwechslungsreich aufgrund der gelernten Qualifikationen. Die Arbeit dient der Menschheit und dem Wohl des Patienten. Und nicht zuletzt ist die Medizintechnik ein stabiler Wachstumsmarkt, der einen sicheren Arbeitsplatz bietet.“